Phase 2 (Tunnel & AlexNordost)
Der Projekt teilt sich hier in zwei Bereiche: den Straßentunnel und den nordöstlichen Alexanderplatz.
- Straßentunnel Grunerstraße: das Schwimmbad mit dem Restaurant und der Bar. Hierzu neue Überlegungen zur Dachform und das Modell 1:200 zur Erschließung von Bad und Bar.
- Die Fußgängertunnel unter der Kreuzung Alexanderplatz / Karl-Marx-Allee: zwischen Alexanderplatz und Schwimmbad / Bar gelegen, werden hier neue, attraktive Nutzungen vorgeschlagen, die den großen, leeren Raum unter- und oberirdisch neu beleben und nutzen: Seitlich an die Fußgängertunnel „angedockt“ entstehen Bars, Cafés, Läden und Dienstleistungs- sowie Sporteinrichtungen: „AlexNordost“.
Studien Dach / Erschließung
Idee
Das Schwimmbad manifestiert sich im Stadtraum.
Nicht primär durch Architektur oder Volumen, sondern durch die Reflektion des einfallenden Sonnenlichtes.
Das einfallende Sonnenlicht wird auf die Wasserfläche gelenkt.
Von dort wird es auf die Dachunterseite und auf die Fassade des „Haus des Lehrers“ zurückreflektiert.
Um die angestrebte Lichtreflektion des Wassers auf der Unterseite des Schwimmbaddaches selbst und auf der Fassade des „Haus des Lehrers“ zu erreichen, wurden verschiedene Dachtypen entwickelt (s. Beispiel)
Arbeitsmodell M 1:200
Das Schwimmbad liegt auf der Ebene minus 1. Es wird vom Fußgängertunnel aus ebenerdig erschlossen. Der hierzu erforderliche Steg fehlt in diesem Arbeitsmodell. Das Restaurant und die Bar (grün) liegen unter den Funktionsräumen des Bades auf der Ebene minus 2.
AlexNordost
AlexNordost: Links und rechts der Fußgängertunnel, also entlang der Zugangswege zu Schwimmbad und Bar, siedeln sich ebenfalls neue unterirdische Nutzungen, Einzelhändler und Dienstleister in Läden an:
Blumenläden, Cafés, Clubs, Zeitungen, Tabakwaren, Bäcker, Fotoservice, Schneiderei, Schuhreparaturen, Biergarten, Obst und Gemüse, exotische Feinkost, BVG-Kiosk, Internet-Café, Schallplatten, Imbissbuden etc.
Einige der gastronomischen Einrichtungen nutzen auch die Nullebene des Alexanderplatzes als (Dach-)Terrasse.
In den 3-geschossigen ehemaligen Bunker zieht ein Fitnessstudio. Auf dessen Dach und nebenan entstehen, zusätzlich zum bereits vorhandenen Basketballfeld, ein Tennisplatz, ein Handball- / Fussballplatz und ein Volleyballfeld. Die neuen Nutzungen und das Schwimmbad ergänzen sich gegenseitig und profitieren gemeinsam von den Passanten, die aufgrund der deutlich gesteigerten Attraktivität die unterirdischen Anlagen nun wesentlich häufiger benutzen. Das Angebot richtet sich also einerseits an die Benutzer des Schwimmbades, und andererseits an die Passanten, die das unterirdische System beispielsweise auf dem Weg in die Wohngebiete entlang der Karl-Marx-Allee benutzen.
Die Parkplätze auf den Mittelstreifen von Karl-Marx-Allee und der Straße „Alexanderplatz“ erhalten direkte Zugänge zu den Fußgängertunneln.
Durch die neue, teils oberirdisch, teils unterirdische „Bespielung“ des nordöstlichen Alexanderplatzes im Bereich der Kreuzung mit der Karl-Marx-Allee, das heute weitgehend den Autofahrern allein überlassen scheint, wird die charakteristische Dimension und Leere dieses Areals architektonisch erhalten, funktional aber neu belebt. Damit wird die urbane Qualität des Großraumes „Alex“ spürbar gesteigert.
Die neuen Einheiten werden von oben belichtet. Die Oberlichter markieren die neu entstandenen unterirdischen Einrichtungen im Stadtraum und weisen auf die neue Infrastruktur hin. Das sich bildende Muster strukturiert, besonders nachts, den leeren, weiten Raum des nordöstlichen Alexanderplatzes.
Ein neuer, kleinteiliger Maßstab wird so vorgegeben und kontrastiert mit den Megastrukturen des oberirdischen Platzraumes. Die Läden werden den bestehenden Tunneln seitlich angefügt bzw. an sie angedockt. Hierbei wird die Tunnelaussenwand durchbrochen. Die angefügten Läden stecken in der Wand und ragen z. T. in den Tunnelquerschnitt hinein.
Der ursprüngliche Raumeindruck der Fußgängertunnel bleibt weiterhin klar erkennbar. Durch die Addition der neuen Elemente entsteht ein Spannungsverhältnis zwischen dem strengen, gerichteten Raum der Tunnel und den scheinbar zufällig „eingestreuten“, individualistischen neuen Läden.
Es geht mir hier um ein spielerisches „Aufbrechen“ der starren Rationalität der vorhandenen, langgestreckten und eher unattraktiven Tunnel. Die strenge und zweckmäßige Architektur wird in ein neues Spannungsverhältnis gesetzt und ironisiert, behält jedoch ihre Existenzberechtigung und wird nicht verdeckt oder verleugnet. Baulich festzulegende Parameter sind die Richtungen und Längen der Wände der einzelnen Läden sowie Form und Ausrichtung der Oberlichtöffnungen.
Die zwei Maßstäbe
Hierzu habe ich Fluchtlinien der für mich raumbestimmenden Gebäude zur Hilfe genommen. Es sind die Bauten, die den Bereich Kreuzung Karl-Marx-Allee / Alexanderplatz durch ihre Figur bzw. ihr Volumen dominieren:
- das Berolinahaus (die Torsituation – das ehemalige Georgentor – zwischen Berolina- und Alexanderhaus),
- das Haus des Lehrers,
- das Haus der Elektroindustrie (das strenge Raster der 60er-Jahre-Moderne),
- die Wohnbebauung auf der Südseite der Karl-Marx-Allee (die sich leicht öffnende Einmündung der großen Achse).
Die durch Vervielfältigung der Fluchtlinien erzeugten Raster ermöglichen eine Übertragung der am Ort vorherrschenden Richtungen auf die neuen Raumsituationen in den Fußgängertunneln.
Die raumdefinierenden Linien werden so vom Megamaßstab in den Fußgänger(tunnel)maßstab transportiert.
Aus diesen 4 aus dem Aussenraum abgeleiteten Richtungen, ergeben sich die Hauptausrichtungen (Wände, Oberlichter s.o.) der einzelnen Zellen, die an die Fußgängertunnel angedockt werden.
Durch die Oberlichtöffnungen wird die so festgelegte Struktur wieder in den (oberirdischen) Aussenraum zurücktransportiert.
Verteilung der Zellen: Zonierung
Um einerseits Bereiche mit verminderten Durchgangsbreiten zu vermeiden und andererseits den Kontrast zwischen Bestand und Eingriff klar sichtbar zu machen, sind die Tunnelabschnitte wie folgt zoniert:
Die neuen Einrichtungen werden nur einseitig angeordnet. Es entstehen so jeweils zwei unterschiedliche Benutzungszonen: vor den Läden wird „gebummelt“, stehengeblieben, gekuckt: er ist langsam. Der Streifen auf der anderen Seite ist für die eiligen Passanten gedacht, hier wird zügig gegangen – „fast track“. Er ist schnell.
Räumlich werden diese Charakteristika dadurch verstärkt, daß auf der „schnellen“ Seite nur die glatte, gekachelte Tunnelwand in ihrem ursprünglichen Zustand besteht.
Auf der „langsamen“ Seite wird die Wand durch die eingeschobenen Läden mit ihren unterschiedlichen Richtungen in eine differenzierte, kleinteilige und stark rhythmisierte Oberfläche verwandelt.
„Hinführen“ zum Schwimmbad
Die Verteilung Einheiten auf die jeweilige Seite ergibt sich aus der bevorzugten „Hinführung“ der Besucher zum Schwimmbad.
Alle auf das Bad hinführenden Wege sind so zoniert, dass sich, wie auf einer Autobahn oder eine Rolltreppe der „langsame“ Bereich (also der mit den Läden) links, der „schnelle“ rechts befindet. So ist eine gewohnheitsmäßige Führung der Besucher und ein zügiges Durchqueren des Tunnelsystems gewährleistet.
Erschliessung
Der Hauptzugang zu den einzelnen Läden ist frontal, vom Tunnel aus. Jede Gruppe von Läden verfügt jedoch auch über eine Vertikalerschließungseinheit (Fluchttreppe und Aufzug). Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit werden kombinierte Lasten- und Personenaufzüge vorgesehen. Lediglich die größte Ladengruppe im Zugangsbereich zur U-Bahn erhält je einen Lasten- und einen Personenaufzug. Passanten und Kunden verlassen die Aufzüge auf der Tunnelebene (-1) nach „vorne“, die Lieferanten und Beschäftigten gehen nach „hinten“ durch einen Gang zu den Läden.
Modulare Addition
Das modulare System der Addition von einzelnen Ladeneinheiten ermöglicht, dass im Laufe der Zeit in Abhängigkeit vom wirtschaftlichen Erfolg der Läden Einheiten dazugebaut, vergrößert (z. B. in die Tiefe verlängert) oder auch wieder abgebaut werden können.