Welches Programm für diesen Ort?

Ein öffentliches Gebäude bzw. Institution kann meiner Ansicht nach dazu beitragen, das beschriebene Ungleichgewicht zu verringern.

In der folgenden Matrix (s. unten) werden daher verschiedene städtische Elemente und Institutionen in Bezug auf ihren Grad der Öffentlichkeit, die Zugänglichkeit (oder die Beschränkung der Zugänglichkeit), die Charakteristik der Nutzung und auf den Grad ihrer Kommerzialität hin verglichen.

Matrix: Vergleich von Nutzungen, städtischen Elementen und Institutionen

Gemäßigte Kommerzialität: Gerade der Bereich um den Bahnhof Alexanderplatz ist dabei, einseitig von hochkommerziellen Einrichtungen überbelegt zu werden. Hierzu soll ein Gegenpol geschaffen werden, der gemäßigt kommerziell bzw. unkommerziell ausgerichtet ist. Ausgehend von obenstehender Matrix wären dies also Nutzungen, die die Kriterien öffentlich und unkommerziell bzw. gemäßigt kommerziell erfüllen: Theater, Restaurant, Universität, traditionelles Kino, Schwimmbad, Parkhaus, Park, Museum, Kirche, Hotel, Café / Bar, Bibliothek, Bahnhof / U-Bahnhof, Arztpraxis / Krankenhaus.

Unkommerzielle öffentliche Institutionen (wie Theater, Universitäten, Parks, Museen, Kirchen, Bibliotheken) sind Bauaufgaben, die heutzutage aufgrund leerer öffentlicher Kassen immer weniger realisiert werden. Das Aufkommen neuer Finanzierungsmodelle wie Public Private Partnership (Beispiel „Hasso-Plattner-Institut“ / Universität Potsdam) oder die Tatsache, das beispielsweise Museen (s. Guggenheim) komplett von privaten Bauherren errichtet und betrieben werden, beweisen diese Tendenz. Es erscheint mir unrealistisch und damit auch ein wenig unglaubwürdig, eine solche Nutzung für diesen Ort vorzuschlagen.

Die gemäßigte Kommerzialität ist für das vorliegende Projekt daher auch eine Existenzberechtigung. Es soll utopisch und realistisch sein. Es soll kommerziell orientiert sein, jedoch nur soweit wie nötig, um unabhängig von öffentlichen Subventionen existieren zu können. „Gemäßigter Kommerz“ ist als Gegenpol zur allgemein herrschenden totalen Verkommerzialisierung fast aller Lebensbereiche (Schule, Stadtraum, Universität, Freizeit, Fernsehen, Internet, Kultur, Post, öffentlicher Nahverkehr) zu verstehen.

Freiraum in der Stadt: Schließt man also die gänzlich unkommerziellen Nutzungen für diesen Standort aus, kommen noch Café / Bar, Restaurant, traditionelles Kino, Schwimmbad oder Hotel infrage. Ich habe mich entschieden, an diesem Ort ein Schwimmbad direkt unter der Erdoberfläche zu planen. Ein attraktiver, im Sinne des oben gesagten gemäßigt kommerzieller neuer Anziehungspunkt und Gegenpol zur Südwestecke des Platzes könnte hier entstehen. Ein Projekt, das den Alexanderplatz im kollektiven Bewusstsein von Berlinern und Besuchern der Stadt neu besetzt, ihm eine neue Facette hinzufügt.